Ein grenzüberschreitender Fall
Pedro* nutzt die Anonymität des Internets, um Jugendliche zu erpressen. Er überredet sie, ihm Bilder mit sexuellem Inhalt zu schicken, und erpresst sie danach damit. Auf der dunklen Seite der sozialen Medien gibt es keine Grenzen – denkt Pedro.
Pedro ist Mitte 20 und wohnt noch bei seinen Eltern im Mittelland. Er verbringt viel Zeit in den sozialen Medien, knüpft Online-Freundschaften, oftmals mit Minderjährigen. Er stiftet die Jugendlichen an, ihm Bilder von sich zu schicken – sexuelle Bilder. Später droht er ihnen damit, die Bilder zu veröffentlichen – und verlangt von seinen Opfern weitere Bilder, wenn die Bilder privat bleiben sollen.
Pedro macht seine Drohungen wahr und veröffentlicht einige der Bilder online. Empörte Nutzerinnen und Nutzer melden das den Plattformbetreibenden (beispielsweise Facebook oder TikTok). Und diese leiten die Meldungen ans National Center for Missing and Exploited Children (NCMEC) in den USA weiter. Von dort erhält auch fedpol Meldungen zu Bildern mit potenziell illegalem Inhalt. fedpol prüft die Meldungen und leitet sie der örtlich zuständigen Kantonspolizei weiter, denn die infrage kommenden Delikte liegen in der kantonalen Strafverfolgungskompetenz.
«Sextortion trifft die Opfer in ihrem intimsten Bereich. Immer wieder bearbeiten wir auch Fälle, bei denen Minderjährige ankündigen, sich etwas anzutun, wenn ihre Bilder veröffentlicht werden. Mit unserer Arbeit leisten wir einen Beitrag, um Täter zu überführen und Opfer zu schützen.»
Monika, Polizeiliche Fachspezialistin Cyberkriminalität
Von all dem bekommt Pedro nichts mit. Er gönnt sich Ferien im Ausland. Und macht von dort aus weiter, kontaktiert seine Online-Freundschaften und droht ihnen. Die Folge: Mehr NCMEC-Meldungen, und nun werden die Strafverfolgungsbehörden am Urlaubsort auf Pedro aufmerksam. Sie führen eine Hausdurchsuchung am Ferienort durch und stellen Beweise sicher, die Pedros kriminelles Verhalten belegen. Als er in die Schweiz zurückkehrt, kommt aus dem Urlaubsort etwas später ein internationales polizeiliches Ersuchen für Informationsaustausch und weitere Abklärungen – die Ermittlungen nehmen nun in der Schweiz noch mehr Fahrt auf. Es zeigt sich: Pedro war aktiv und hat seine Fühler in die ganze weite Welt ausgestreckt. Pedros Opfer sind rund um den Globus verteilt. fedpol bittet die Partnerbehörden im Ausland um Unterstützung und koordiniert im Inland den Informationsfluss zwischen den Kantonspolizeien.
Diese internationale Polizeikooperation ist der Anfang vom Ende von Pedros kriminellen Aktivitäten. Der für den Fall zuständige Kanton kommt in seinem Strafverfahren dank des Informationsaustauschs entscheidend voran. Der Fall zeigt, wie wichtig die grenzüberschreitende Polizeikooperation für den Erfolg in der Bekämpfung digitalisierter Kriminalität ist. Der Fall unterstreicht zugleich aber die globalen Herausforderungen und die Notwendigkeit effektiver internationaler Polizeiarbeit in der digital vernetzten Welt.
* Name geändert