
Einsatz mit Lokalkolorit
Am 31. Oktober 2024 nimmt Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider in Rio de Janeiro am Treffen der G20-Gesundheitsministerinnen und ‑Gesundheitsminister teil. Den Aufenthalt in Brasilien wird sie zugleich für einen Arbeitsbesuch nutzen. fedpol sorgt dafür, dass der Besuch sicher vonstattengeht – eine herausfordernde Mission.
Das Generalsekretariat des Eidgenössischen Departements des Innern kündigt fedpol die bevorstehende Reise nach Brasilien an. Im zuständigen Kommissariat wird der Fall Len* zugeteilt. Dessen erster Reflex: mit dem Polizeiattaché in Brasilia, Florian*, Kontakt aufnehmen. Gemeinsam bereiten sie die Sicherheitsaspekte vor.
Planen, genehmigen, ausführen
Florian nutzt seine Kontakte von Brasilia bis Rio de Janeiro. Er spricht brasilianisches Portugiesisch und weiss genau, wo anzuklopfen ist, um die administrativen Schritte in die Wege zu leiten. Ein aufwändiger, aber unumgänglicher Teil der Vorbereitungen. Ohne die Genehmigungen der brasilianischen Bundespolizei und die lokalen Partner geht es nicht. Die Präsenz des Polizeiattaché vor Ort vereinfacht und beschleunigt den Austausch erheblich.
Brasilien, ein Land mit vielen Facetten
Florian trägt mit Informationen aus erster Hand zur Lageanalyse bei. Für die Routenplanung muss auch die Kriminalität in Betracht gezogen werden. Die Favelas sind rechtsfreie Zonen. Die Polizei meidet sie oder setzt nur noch für Razzien, auf eigene Verantwortung und Gefahr, Fuss hinein. Schusswechsel zwischen rivalisierenden Gangs sind an der Tagesordnung. Klar eine No-go-Zone: Sich einer solchen Gefahr auszusetzen, steht ausser Frage. Das Problem ist nur, dassdie Autobahn vom Flughafen ins Stadtzentrum mitten durch die Favelas führt. Die brasilianischen Behörden sind sich des Problems bewusst; sie treffen die geeigneten Massnahmen gemäss den Empfehlungen des Schweizer Personenschutzteams und stellen das benötigte Material bereit. Allerdings stellt auch die Lage der Stadt –eingekesselt zwischen Bergen und Küste, ohne Fluchtweg – Lens Nerven auf eine harte Probe.
Während die Diskussionen an der G20-Konferenz auf Hochtouren laufen, kommt es vor dem Gebäude zu einer spontanen Demonstration. Glücklicherweise verläuft sie friedlich. Die Protestierenden wollen sich Gehör verschaffen. Um die Sicherheit zu garantieren, gilt es sie im Blick zu behalten, damit verhältnismässig reagiert werden kann. Len ist beruhigt – keine Gefahr für die Schweizer Delegation. Dank Synergien und einem fortwährenden Austausch zwischen den im Einsatz stehenden Teams wird jede Herausforderung zur Chance.
Erfahrung im Dienste der Sicherheit
Bei diesem Einsatz können praktische Erfahrungen aus früheren Besuchen übernommen und bereits etablierte Kommunikationskanälen gefestigt werden. Nationalrat Martin Candinas reiste im Mai 2023 während seines Präsidialjahres nach Brasilien; kurz darauf, im Juli, tat es ihm Bundesrat Guy Parmelin gleich. Im Februar 2024 war Bundesrätin Karin Keller-Sutter an der Reihe. Als Vermittler in Kultur-, Polizei- und Justizfragen hält Florian den Kontakt mit den beteiligten Akteuren aufrecht, wenn nötig auch direkt vor Ort. Mit Fingerspitzengefühl löst er jede noch so komplexe Situation.
Neben dem Schutzdispositiv sind Vorbereitung, Antizipation und Vertrauen der Schlüssel zum Erfolg. Ein reibungsloser, sicherer Besuch ist nicht nur eine Schutzfrage, sondern auch ein Hebel zur Förderung der Zusammenarbeit und des Dialogs.
«In meinem Beruf macht oft das kleinste Detail den Unterschied. In einer Stadt wie Rio de Janeiro ist genau das der entscheidende Punkt zwischen Sicherheit und Risiko.»
Len, Kommissär der Abteilung Sicherheit Personen und Objekte
* Name geändert